Gesundheit

Wie die Sonne auf unseren Körper wirkt – in positiver und negativer Hinsicht

Von |23. September 2024|Lesezeit: 7,2 Min.|

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Dem einen treibt sie den Schweiß aus den Poren und sorgt für Sonnenbrand. Der andere lebt hinsichtlich seiner Stimmung erst so richtig auf, wenn er eine tägliche Mindestdosis bekommt - die Sonne. Aber wie wirkt sich die Sonne auf den Körper aus?

Der wichtigste Stern am irdischen Firmament ist in ganz unterschiedlicher Hinsicht mit unserer körperlichen und psychischen Gesundheit verknüpft und kann beidem sowohl schaden als auch nützen.

Was von oben kommt: Die Ausstrahlungen der Sonne

Um zu verstehen, wie die Sonne auf uns wirkt, ist es zunächst nötig, zu erläutern, was sie aussendet. Grundsätzlich läuft in diesem Stern ständig eine gigantische Fusionsreaktion von Wasserstoff zu Helium ab. Die auf der Erde sicht- und spürbarste Auswirkung sind die Sonnenstrahlen. Sie entfallen mehrheitlich auf den Licht-Bereich des elektromagnetischen Spektrums und teilen sich auf in:

  • 4 % UV-Strahlung. Auf der Erdoberfläche kommen UV-A- und UV-B-Strahlung an, während UV-C-Strahlung durch die Atmosphäre abgeblockt wird.
  • 52 % Licht im für das menschliche Auge sichtbaren Spektrum (400 bis 800 Nanometer Wellenlänge).
  • 44 % Licht im nicht sicht- aber spürbaren infraroten Bereich (800 bis 1.400 Nanometer).

Durch physikalische Wirkungen erfolgt nicht nur eine Beleuchtung der Erdoberfläche. Ebenso werden die Atome von allen bestrahlten Oberflächen in Vibration versetzt. Dadurch entsteht wiederum Strahlungswärme. Von diesen drei Strahlen-Arten hängen sämtliche positiven und negativen Auswirkungen der Sonne ab.

1. Schlaf- und Stimmungsbeeinflussung

Über Jahrmillionen der Evolution hat sich der menschliche Körper an den Lauf der Sonne über den Tag sowie den Jahresverlauf hin angepasst. Eine zentrale Rolle hierbei spielen unsere Augen sowie der Hormonhaushalt im Zusammenspiel mit dem sichtbaren Sonnenlichtanteil.

  • Je schwächer das Sonnenlicht, desto stärker wird Melatonin ausgeschüttet. Dieses Hormon leitet – vereinfacht gesprochen – die abendlich-nächtliche Müdigkeits- und Schlafphase ein. Gerade in dunklen Monaten wird hier ein Zusammenhang mit dem „Winter-Blues“ vermutet. Umgekehrt sorgt stärkeres Sonnenlicht für einen Stopp der Ausschüttung, wir werden wach und leistungsbereit.
  • Je stärker das Sonnenlicht, desto stärker ist außerdem die Produktion und Ausschüttung der Hormone Serotonin, Dopamin und Noradrenalin. Sie sorgen unter anderem für eine beschwingtere, fröhlichere, tatenkräftigere Stimmung.

Durch diese Wirkungen ist das Sonnenlicht zu einem ganz erheblichen Teil an der menschlichen Gefühlslage verantwortlich – und somit indirekt auch allem, was wiederum davon beeinflusst wird.

Übrigens: Selbst im Winter und bei bedecktem Himmel genügt zumindest die Mittagssonne im Freien, um einen hinreichend ausgeglichenen Hormonhaushalt zu gewährleisten.

2. Vitamin-D-Produktion – Knochengesundheit

Die Haut ist das größte menschliche Organ. In dieser Eigenschaft ist sie gleichzeitig ein Rezeptor für die unsichtbare UV-Strahlung als auch ein Vitaminproduzent: Ein Großteil des für den Körper nötigen Vitamin D wird durch die Haut produziert, wenn diese durch UV-Strahlung dazu angeregt wird.

Ein Vitamin-D-Mangel hat unter anderem umfassend negative Auswirkungen auf die skelettale Gesundheit. Vermutet werden zudem weitere körperliche Auswirkungen u.a. im kardiovaskulären Bereich.

Ein Grund dafür könnte der Bildungsprozess von Vitamin D sein: Insbesondere für die Bildung von Vitamin D3 ist Cholesterin eine wichtige Vorstufe. Da der Körper hierbei auf die eingelagerten Reserven zugreift, könnte er eine Rolle dabei spielen, dessen negative Wirkungen auf den Organismus zu reduzieren.

3. Hautbräunung, Sonnenbrand und Hautkrebs

Je nach Hauttyp enthält die menschliche Haut mehr oder weniger Melanin. Stets hat die UV-Strahlung damit zu tun:

  • UV-A-Strahlung regt ein Nachdunkeln des vorhandenen Melanins an.
  • UV-B-Strahlung regt dagegen eine vermehrte Melaninproduktion an.
  • Gemeinsam werden zudem eine erhöhte Zellteilung und Verdickung der Hornschicht angeregt – die sogenannte Lichtschwiele.

Zusammen sorgt dies für Sonnenbräune und dadurch mehr Schutz gegen die schädlichen Auswirkungen insbesondere der UV-Strahlen. Dies geschieht, indem Melonin sich wie ein Filter schützend über die Haut-Zellkerne legt, während die Lichtschwiele sowohl filtert als auch Regeneration unterstützt. Denn: UV-Strahlung wirkt ebenso erbgutverändernd. UV-A und -B unterscheiden sich nur hinsichtlich der Eindringtiefe in die Hautoberfläche (und sind heute beide als schädigend erwiesen). Hinter der Erbgutveränderung steht ein komplexer biochemischer Prozess. Einfach gesprochen wirkt UV-Strahlung DNA-schädigend. Geschieht dies im Übermaß, gelingt die Zellreparatur nicht mehr und es entstehen Entartungen.

Bremsen lässt sich UV-Strahlung auf viele Weisen. Sonnenschutzmittel gelten dabei nicht mehr als optimale, alleinige Antwort. Besser ist es, durch konsequente Abschattung zumindest die Tagesphasen intensivster Strahlung zu meiden. Im Freien wirken deshalb Sonnensegel besser als klassisches Eincremen – speziell, weil die Lichtschutzfaktoren nur unter Laborbedingungen ermittelt werden. Doch obwohl Sonnensegel aller Farben und Formen prinzipiell guten UV-Schutz gewährleisten, so erzielen solche mit dichter Stoffwebung aus Kunstfasern und in eher dunklen Farben die besten Absorptionslevels. Anders formuliert: Je eher das Sonnensegel den Charakter einer weitgehend lichtdichten „Decke“ hat, desto stärker ist der Schutz gegen UV-Strahlung.

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4. Blutdruck

Jeder kennt das Gefühl: Wenn im Spätwinter die Sonne scheint, kann der sonnenbeschienene Nacken sich binnen Minuten angenehm warm anfühlen, während die im Schatten liegende Gesichtshaut sich unangenehm kühl anfühlt.

Die Fähigkeit des Sonnenlichts, Atome in Vibration zu versetzen und dadurch Wärme zu erzeugen, lässt naturgemäß den menschlichen Körper nicht außenvor – er besteht letztlich ebenfalls aus nichts anderem als Atomen.

Eine positive Auswirkung davon: Aufgrund der Erwärmung weiten sich die Blutgefäße. Das kann sich mitunter blutdrucksenkend auswirken. Allerdings hat der wissenschaftlich noch nicht restlos erklärte Effekt eine Kehrseite. Wird durch die Sonne zu viel Hitze verursacht (insbesondere im Rahmen längerdauernder Hitzephasen), dann können sich Blutdruckprobleme einstellen.

Genauer: Der Druck sinkt unter einen für die jeweilige Person gewohnten Punkt. Verstärkt wird der Effekt durch Einnahme von Blutdrucksenkern. Das kann in aufeinanderfolgenden Stadien von Ermattung über Schwindel- und Schwächeattacken bis hin zu Kreislaufkollaps führen.

5. Muskelentspannung und Schmerzreize

Neben der direkten kardiovaskulären Wirkung zeigt sich noch ein weiterer Effekt der Sonnenwärme. Diese sorgt für Folgendes:

  • Die Muskulatur entspannt sich.
  • Insbesondere Gelenkflüssigkeiten können besser fließen.
  • Die Nervenbahnen werden entlastet.

Infolgedessen empfinden insbesondere Patienten mit skelettalmuskulären Problemen durch Sonnenwärme (insbesondere verbunden mit niedriger Luftfeuchtigkeit) meist eine spürbare Linderung.

6. Libido

Neben den in Punkt 1 genannten Hormonen ist Sonnenlicht ebenfalls für die Bildung weiterer dieser Stoffe verantwortlich. So ist UV-B-Strahlung ein Hauptverantwortlicher für die Testosteronproduktion. Viele dieser Hormone sind entweder direkt oder indirekt mit der menschlichen Libido verknüpft. Nicht zuletzt im Zusammenspiel mit der Wärme lässt sich deshalb bei vielen Menschen eine merklich gesteigerte Libido beobachten – also allgemein Sexualität sowie die Lust darauf.

Über Umwege kommt hierbei die Sonnenwärme sogar ein weiteres Mal zur Wirkung: Sie verleitet viele Menschen in westlich geprägten Kulturkreisen dazu, bei der Bekleidung mehr Haut freizulassen und/oder sich durch dünnere Stoffe körperbetonter zu zeigen. Das löst wiederum optische sexuelle Reize aus.

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7. Augenerkrankungen

Einmal mehr lässt sich feststellen, in welch immensem Ausmaß sich die positiven und negativen Wirkungen des Sonnenlichts, insbesondere der UV-Strahlung, sich die Waage halten.

Im menschlichen Augapfel sind hiervon insbesondere die Linse und die Hornhaut betroffen. Konkret werden hierbei durch die UV-Bestrahlung die äußersten Zellen zerstört. Es entsteht eine schmerzhafte Entzündung von Binde- und/oder Hornhaut, ganz ähnlich derjenigen eines Sonnenbrandes auf der Haut. Diese äußert sich durch das intensive Gefühl, Sand oder ähnliche feine Fremdkörper zwischen Augapfel und Lid zu haben – von den meisten Menschen als extrem unangenehm beschrieben.

Da im Auge allerdings eine rasche Zellregeneration stattfindet, klingen selbst starke Symptome meist nach wenigen Tagen ab. Jedoch wirkt UV-Strahlung auch langfristig negativ auf die Augen:

  • Unzweifelhaft erwiesen ist eine langfristige Degeneration der Transmissionsfähigkeit der Augenlinse. Diese trübt sich ein. Es entsteht der fachsprachliche Katarakt oder „Grauer Star“. Er ist jedoch oft operativ behandelbar.
  • Vermutet wird zudem ein Zusammenhang von UV-Strahlung und verschiedenen Erkrankungen der Netzhaut sowie der Makula. Aktuell erfolgt beispielsweise eine Erforschung möglicher UV-Hintergründe bei der Entstehung von Morbus Stargardt – bislang hauptsächlich mit vererbten Genmutationen in Verbindung gebracht.

8. Hunger

Bei diesem Punkt handelt es sich um die jüngste bekanntgewordene Wirkung der Sonne auf den Menschen – wenigstens etwa die Hälfte der Bevölkerung. Mehrere Jahre lang führte die Universität von Tel Aviv eine umfangreiche Studie mit rund 3.000 Probanden durch. Am Ende stand eine Erkenntnis: Unter der Einstrahlung von UV-Strahlen werden Menschen signifikant hungriger. Allerdings nur Männer.

Aktueller Stand ist, dass durch das Licht das Protein p53 aktiviert wird, welches das Hormon Ghrelin zur Ausschüttung veranlasst. Das wiederum ist an der Steuerung des Hunger- und Sättigungsgefühls beteiligt. Bei Frauen verhindert der höhere Östrogen-Spiegel eine Interaktion von p53 und dem Ghrelin-Promotor. Daher sind Männer deutlich stärker von dieser anderen Form von „Sonnen-Hunger“ betroffen.