Spiritualität oder Kommerz?

Das Mysterium der Esoterik: Ursprünge, Praktiken und moderne Anwendungen

Von |4. September 2023|Lesezeit: 3,2 Min.|

Esoterik wird oft belächelt. Dabei ist ein differenzierter Blick auf das nach innen Gerichtete durchaus angebracht und hilfreich. Wie bei allem gilt: Eine Betrachtung von mehreren Blickwinkeln erweitert den eigenen Horizont. Foto: @ Petr Sidorov / Unsplash.com

Beim Thema Esoterik schalten die meisten Menschen direkt ab. Viele halten das ganze einfach nur für Quacksalberei und Hokuspokus. Aber warum ist Esoterik dennoch bei vielen Menschen so beliebt?

Esoterische Kurse und Workshops sollen Gutgläubigen einfach nur das Geld aus der Tasche ziehen. Ist an dieser Kritik wirklich etwas dran? Statt sofort laut mit Kritik um sich zu werfen, ist vielleicht mal ein ganz nüchterner und entspannter Blick auf Esoterik, deren Wurzeln und moderne Anwendung angesagt.

Was ist Esoterik?

Spiritualität hat Hochkonjunktur. Viele Menschen vertrauen der Schulmedizin nicht mehr uneingeschränkt und suchen bei Erkrankungen – gerade, wenn diese chronisch auftreten – immer wieder nach ganzheitlichen Ansätzen. Fernöstliche Medizin hat genauso einen Trend wie Esoterik ausgelöst.

Deren Wurzeln liegen in der Antike. Hier war die Esoterik ein fundamentaler Teil der Philosophie und stand für Wissen, das nur einem kleinen inneren Zirkel offenstand. Parallel entwickelte sich zu diesem rein philosophischen Ansatz eine zweite Deutung des Begriffs – als ein innerer, spiritueller Weg zur Erkenntnis.

Kurios: Weder die Wissenschaft noch im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich für Esoterik eine feste Definition entwickelt. Wahrscheinlich steht der Begriff deshalb in einer Ecke mit Begriffen wie „verschroben“ oder „Spinnerei“. Gerade bei Problemen und Erkrankungen mit der Psyche hat Esoterik in der Vergangenheit einen gewissen Zulauf erlebt. Dahinter steht die Hoffnung, über die Hinwendung zur Spiritualität Hilfe – und gewissermaßen Heilung – zu bekommen.

Dass sich Methoden und Ergebnisse der empirischen Wissenschaft verschließen, verschärft das Spannungsfeld. Auch, weil es leider regelmäßig vorkommt, dass Esoterik und Spiritualität eben durch diese fehlende Empirik negativ ausgenutzt werden.

Praktiken der Esoterik

In der modernen Esoterik kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Diese greifen Ansätze unterschiedlicher Lehren und Heilkünste auf.

  • Heilsteine: Edelsteine haben ein Kristallgitter, mit dem Energien gebündelt und konzentriert werden sollen. Dass Steinen bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, ist keine neue Methode. Bereits die Antike nutzte solche „Heilsteine“. So wird Achat eine schmerzlindernde und entspannende Wirkung zugeschrieben.
  • Aura-Therapie: Diese Methode der Esoterik betrachtet die sieben Chakren des Körpers. Diese sollen den Körper umlaufen und haben verschiedene Farben. Treten Probleme wie körperliche Beschwerden auf, spricht man oft vom Verblassenden der betroffenen Chakren. „Therapeuten“ versuchen, diese wieder in ihren Fluss zu bringen.
  • Runen: Dahinter verbergen sich die Schriftzeichen der Germanen und nordischen Völker. Jede Rune hat eine besondere Bedeutung. Werden sie getragen, soll eine Übertragung der Kraft und Eigenschaften auf den Träger stattfinden.

Es gibt noch eine Reihe weiterer esoterischer Methoden wie Reiki oder Tarot. Dabei handelt es sich um Ideen und Ansätze, deren Wurzeln bereits Jahrhunderte zurückreichen. In der modernen Esoterik werden diese Methoden neu interpretiert.

Gefahren der Esoterik

Esoterik ist in ihrer Methodik kaum bis gar nicht wissenschaftlich zu greifen bzw. belegt. Eine wichtige Rolle spielen Glauben, Wünsche sowie die Psyche. Esoterik kann auch zu Abhängigkeiten – von Therapeuten, Gurus oder Medien – führen. Genau hierin liegt eine Gefahr. Durch den Kontrollverlust lassen sich Betroffene leicht ausnutzen. Dies kann zu finanziellen Nachteilen führen und sozial entfremden. Ein zweites Problem entsteht, wenn Esoterik einer adäquaten Behandlung schwerer Erkrankungen im Weg steht, etwa bei einer Verweigerung angemessener Therapien auf Anraten von Wunderheilern. Wer sich also für Esoterik interessiert, sollte auch diese potenziellen Gefahren im Blick behalten.

Fazit: Esoterik als Balsam für die Seele

Esoterik ist wissenschaftlich nicht belegt, weshalb jeglicher Diskurs in Verbindung mit Krankheiten als nicht seriös angesehen werden sollte.  Die Hinwendung zum Inneren und dem eigenen Geist kann dennoch dabei helfen, Krisen besser zu überstehen und durch Glauben einen gewissen Halt zu finden.

„Therapeuten“ nutzen dazu teils jahrhundertealte Methoden, welche mit der modernen Medizin nichts mehr zu tun haben. Daher darf eines nicht verloren gehen: Ein fragender Blick auf die Anwendungen und dessen Sinn. Geht es um Manipulation und Kontrolle, stellt sich die Frage, welchem Zweck das Ganze dient. Steht der Mensch mit seinen Problemen im Mittelpunkt, kann das ganze Balsam für die Seele sein. Die Notwendigkeit einer Therapie kann die Esoterik dennoch nicht ersetzen.