Stress abbauen

Offline ist der neue Luxus – Warum sich abschalten lohnt

Von |11. Dezember 2023|Lesezeit: 4,7 Min.|

Foto: Creative Christianse / Unsplash.com

Die fortschreitende Digitalisierung hat tiefgreifende Auswirkungen auf unser Alltagsverhalten. Das Smartphone gehört für circa 94 Prozent der Österreicher zur täglichen Lebensrealität. Fast genauso viele, nämlich 93 Prozent, nutzen diese Geräte für regelmäßige Internetaktivitäten. Doch immer öfter bleibt das Smartphone in der Tasche oder sogar zu Hause.

Die Handy-Müdigkeit und das Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen, stresst viele Österreicher und macht im wahrsten Sinne des Wortes müde. Plötzlich ist es en vogue, einfach nicht erreichbar zu sein. Offline wird zum neuen Luxus, aber wie geht das eigentlich? Antworten darauf liefert dieser Artikel.

Einfache Dinge erfahren mehr Wertschätzung

Den Weg aus dem digitalen Alltag findet jeder auf seine eigene Weise. Neben dem Telefon werden auch Laptop und Co. beiseitegelegt und das Offline-Gefühl zelebriert. Einfach mal den Stecker ziehen, das WLAN deaktivieren, das Smartphone ausschalten.

Statt der digitalen rückt eine andere Verbindung in den Fokus, nämlich mit sich selbst und der Natur. Im Zeitalter von Smartphones und technologischem Fortschritt rückt ein einfaches, jahrtausendealtes Ritual wieder in den Fokus gesundheitsbewusster Menschen: das Barfußgehen.

Die Gesundheit fördern und mehr Bewusstsein ins eigene Leben bringen

Orthopäden und Physiotherapeuten sind sich einig: Barfußgehen kann die Muskulatur der Füße stärken und zu einer besseren Fußhaltung beitragen. Das Tragen von Schuhen, insbesondere von solchen mit unnatürlich geformten Sohlen oder hohen Absätzen, kann die natürliche Form des Fußes verändern und zu verschiedenen Beschwerden führen. Das Barfußlaufen schärft ebenso die Sinne und fördert das Bewusstsein für die Umgebung. Der direkte Kontakt mit verschiedenen Oberflächen – sei es Gras, Sand oder ein kühler Steinboden – stimuliert die Nervenenden der Füße.

Einfach mal raus: Darum ist das Ausbrechen aus dem gewohnten Umfeld so gesund

Inmitten des hektischen Stadtlebens, geprägt von Technologie und ständiger Erreichbarkeit, haben Wissenschaftler und Gesundheitsexperten die Vorzüge des Ausbruchs aus dem gewohnten Umfeld erkannt. Ein Tapetenwechsel, etwa ein Ausflug in ein Wellnesshotel am Arlberg, kann das mentale Wohlbefinden maßgeblich beeinflussen. Das Eintauchen in eine neue oder andersartige Umgebung stimuliert den Geist, fördert die Kreativität und hilft, eingefahrene Denkmuster zu durchbrechen.

Zudem bietet ein Ortswechsel oft die Möglichkeit, Abstand von alltäglichen Sorgen und Stressfaktoren zu gewinnen, was sich positiv auf das emotionale Gleichgewicht auswirkt. Studien deuten darauf hin, dass neue Umgebungen und Erfahrungen die Bildung neuer neuronaler Verbindungen im Gehirn fördern können, was kognitive Flexibilität und Resilienz begünstigt. Es zeigt sich also: Ein regelmäßiger Ortswechsel ist nicht nur Balsam für die Seele, sondern auch Nahrung für das Gehirn.

Einfach mal offline sein und das Handy weglegen. Immer öfter heißt es: Smartphone aus, echtes Leben ein. Foto: Oziel Gómez / Pexels.com

„Ichi-go ichi-e“ – die Kunst, den Moment zu genießen

Ein Regenbogen, der plötzlich nach einem trüben Tag und einem nasskalten Regenschauer auftaucht. Der Sonnenuntergang, der den Einbruch der Dunkelheit noch einmal mit schönstem Rot, Orange und Gelb eingeläutet hat. Diese kleinen Wunder im Alltag fallen häufig gar nicht auf. So sehr sind wir damit beschäftigt, von einem Ort zum anderen zu hetzen, ständig erreichbar zu sein oder uns Sorgen zu machen.

Doch die japanische Weisheit „Ichi-go-ichi-e“ besagt, dass jeder Moment, jede Gelegenheit nur einmal passiert. Sie kommt nie wieder und sollte deshalb auch in ihrer vollen Schönheit ganz bewusst wahrgenommen werden. Tägliche Rituale helfen dabei, Momente ganz bewusst und ohne Ablenkung durch das Smartphone oder andere Tätigkeiten zu genießen.

Anstatt morgens hastig eine Tasse Kaffee zu trinken, könnte man sich einen Moment Zeit nehmen, um den Duft des Kaffees, das Gefühl der Tasse in der Hand und den Geschmack jedes Schluckes wahrhaftig zu erleben. Jede Tasse, jeden Tag, als wäre es das erste und letzte Mal.

Die Natur ganz neue entdecken

„In der Stille der Natur wird man wahre Glückseligkeit finden.“ – J. J. C. Smart. Bei einem Spaziergang im Park oder im Wald könnten wir uns darauf konzentrieren, die Schönheit der Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen. Das Rascheln der Blätter, das Zwitschern der Vögel und das Gefühl des Bodens unter den Füßen – alles als einzigartige Empfindungen des Moments.

Den Augenblick ganz bewusst genießen, vielleicht in der Natur. Digitales Detox hilft dabei, klare Gedanken zu fassen und den Stress zu reduzieren. Foto: Kelvin Valerio / Pexels.com

Öfter mal per Hand schreiben bringt das Gehirn in Fahrt

Häufig ist das Smartphone schon kurz nach dem Aufstehen in der Hand. SMS und E-Mails lesen, das Weltgeschehen verfolgen – all das passiert häufig schon vor dem ersten Kaffee oder dem Frühstück. Der digitale Start am Morgen hat jedoch negative Auswirkungen auf unseren Körper und Geist. Viele machen sich noch nicht einmal die Mühe und tippen ihre Nachrichten oder Gesuche selbst auf der kleinen Tastatur ein. Stattdessen wird die Sprachfunktion genutzt.

Die Folge ist der sukzessive Verlust der eigenen, handschriftlichen Identität. Im Gegensatz zum maschinellen Tippen, bei dem jede Bewegung uniform und standardisiert ist, ist Handschrift ein Ausdruck unserer Individualität. Jede Kurve, jeder Strich und jede Drehung unseres Stiftes ist einzigartig und erzählt eine eigene Geschichte.

Aber abseits der emotionalen Verbindung gibt es auch wissenschaftliche Argumente, die für das Schreiben von Hand sprechen. Aktuelle Studien zeigen, dass das handschriftliche Notieren von Informationen das Gedächtnis stimuliert und den Lernprozess verbessert. Forscher an der Princeton University und der University of California haben herausgefunden, dass Studenten, die handschriftliche Notizen anfertigen, besser im Verstehen und Erinnern von Informationen abschneiden als diejenigen, die auf Laptops tippen. Der Grund: Das Schreiben von Hand erfordert eine intensivere Verarbeitung der Informationen, wodurch sie besser im Gedächtnis verankert werden.